25.08.–23.09.2023
Mathieu Bessey
Fantômas qui êtes aux Cieux, sauvez la Poésie
Im Frühjahr 1911 veröffentlichte das französische Verlagshaus Arthème Fayard den ersten Fantômas Roman. Die Geschichte eines Verbrechers, der vor keiner Gräueltat zurück schreckt und der nie gefasst wird, sondern immer einen Weg findet zu entkommen. Verfasst wurde er von den beiden Schriftstellern Pierre Souvestre und Marcel Allain. Die Bücher waren für den schnellen Konsum gedacht und erschienen monatlich. Dies war bei einer Anzahl von 400 Seiten pro Buch ein beachtliches Unterfangen. Bis 1913 wurden 32 Hefte der Serie publiziert. Die Reihe wurde ein großer Erfolg und die Bücher erschienen in einer Auflage von 10.000.
Durch die große Popularität animiert, begann Gaumont eine Filmreihe zu produzieren. Louis Feuillade wurde als Regisseur gewählt und diese Filme wurden ein noch größerer Erfolg. Der erste wurde 1913 gezeigt und weckte auch bei vielen Schriftsteller*innen und Künstler*innen das Interesse an den Romanen. Als erster verfasst Blaise Cendrars ein Gedicht über Fantomas. Bald darauf gründeten Guillaume Apollinaire, Colette, Max Jacob, Rachilde und andere die Gesellschaft der Freunde von Fantomas. Maler wie Picasso können sich für die Figur begeistern. Der Kubist Juan Gris widmet ihm 1915 ein Gemälde und die holländische Malerin Adya van Rees erschafft ein Jahr früher, 1914, eine Zeichnung von Fantômas, welche sogar auf der Titelseite der deutschen Zeitung Die Aktion publiziert wird. Anfang der 20er Jahre, gut zehn Jahre nach Veröffentlichung des ersten Romans begeistern sich Surrealist*innen für Fantômas. Für Andre Breton ist diese fiktive Figur gleich bedeutend wie Alfred Jarry, Lautreamont, Ann Radcliff oder andere wichtige literarische Vorläufer der Bewegung des Surrealismus. Robert Desnos befasst sich ihn zahlreiche Gedichte und Essays mit Fantômas. Victor Brauner widmet ihm ein Gemälde, Rene Magritte sogar mehrere.
Überall hinterlässt Fantômas seine Spuren. So auch im Werk von von Friedrich Glauser. In der Kurzgeschichte (Die Hexe von Endor, 1928) und im ersten Kriminalroman Glausers (Der Tee der drei alten Damen, 1931) finden die Fantômas- Romane Erwähnung. Glauser, der Zeit seines Lebens mit Drogenabhängigkeit zu kämpfen hatte und insgesamt acht Jahre seines Lebens in psychiatrischen Anstalten interniert war, beteiligte sich ab 1917 auch an Dada-Soireen in Zürich. Daraufhin flüchtete er vor Entmündigung durch seinen Vater, mit Emmy Hennings und Hugo Ball, ins Tessin. Eintritt in die Fremdenlegion, Untertage im Kohlebergbau in Belgien, eine Psychoanalyse und Arbeit als Gärtner sind nur einige Stationen seines Lebens.
Aufgrund der Verbindung zu Fantômas, bezieht sich ein Teil der Ausstellung auf Friedrich Glauser.
Ich danke Vinzenz Meyner dafür, dass ich ein Plakat aus seiner Serie «Im Kopf von F.G» in der Ausstellung zeigen darf.
Nach Salon Fantômas (Porte Leipzig, 2022) und Exposition Fantômas (Kunsthaus Hamburg, 2022) ist Fantômas qui êtes aux Cieux/Sauvez la Poésie der dritte Teil der Ausstellungsreihe.
A nous deux, Fantômas, à nous deux!
Mit freundlicher Unterstützung von/Kindly supported by:
Pro Helvetia | Kultur Stadt Bern | Swisslos Lotteriefonds Kanton Bern | Burgergemeinde Bern | Temperatio | GVB Kulturstiftung
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25.08.–23.09.2023
Mathieu Bessey
Fantômas qui êtes aux Cieux, sauvez la Poésie
Im Frühjahr 1911 veröffentlichte das französische Verlagshaus Arthème Fayard den ersten Fantômas Roman. Die Geschichte eines Verbrechers, der vor keiner Gräueltat zurück schreckt und der nie gefasst wird, sondern immer einen Weg findet zu entkommen. Verfasst wurde er von den beiden Schriftstellern Pierre Souvestre und Marcel Allain. Die Bücher waren für den schnellen Konsum gedacht und erschienen monatlich. Dies war bei einer Anzahl von 400 Seiten pro Buch ein beachtliches Unterfangen. Bis 1913 wurden 32 Hefte der Serie publiziert. Die Reihe wurde ein großer Erfolg und die Bücher erschienen in einer Auflage von 10.000.
Durch die große Popularität animiert, begann Gaumont eine Filmreihe zu produzieren. Louis Feuillade wurde als Regisseur gewählt und diese Filme wurden ein noch größerer Erfolg. Der erste wurde 1913 gezeigt und weckte auch bei vielen Schriftsteller*innen und Künstler*innen das Interesse an den Romanen. Als erster verfasst Blaise Cendrars ein Gedicht über Fantomas. Bald darauf gründeten Guillaume Apollinaire, Colette, Max Jacob, Rachilde und andere die Gesellschaft der Freunde von Fantomas. Maler wie Picasso können sich für die Figur begeistern. Der Kubist Juan Gris widmet ihm 1915 ein Gemälde und die holländische Malerin Adya van Rees erschafft ein Jahr früher, 1914, eine Zeichnung von Fantômas, welche sogar auf der Titelseite der deutschen Zeitung Die Aktion publiziert wird. Anfang der 20er Jahre, gut zehn Jahre nach Veröffentlichung des ersten Romans begeistern sich Surrealist*innen für Fantômas. Für Andre Breton ist diese fiktive Figur gleich bedeutend wie Alfred Jarry, Lautreamont, Ann Radcliff oder andere wichtige literarische Vorläufer der Bewegung des Surrealismus. Robert Desnos befasst sich ihn zahlreiche Gedichte und Essays mit Fantômas. Victor Brauner widmet ihm ein Gemälde, Rene Magritte sogar mehrere.
Überall hinterlässt Fantômas seine Spuren. So auch im Werk von von Friedrich Glauser. In der Kurzgeschichte (Die Hexe von Endor, 1928) und im ersten Kriminalroman Glausers (Der Tee der drei alten Damen, 1931) finden die Fantômas- Romane Erwähnung. Glauser, der Zeit seines Lebens mit Drogenabhängigkeit zu kämpfen hatte und insgesamt acht Jahre seines Lebens in psychiatrischen Anstalten interniert war, beteiligte sich ab 1917 auch an Dada-Soireen in Zürich. Daraufhin flüchtete er vor Entmündigung durch seinen Vater, mit Emmy Hennings und Hugo Ball, ins Tessin. Eintritt in die Fremdenlegion, Untertage im Kohlebergbau in Belgien, eine Psychoanalyse und Arbeit als Gärtner sind nur einige Stationen seines Lebens.
Aufgrund der Verbindung zu Fantômas, bezieht sich ein Teil der Ausstellung auf Friedrich Glauser.
Ich danke Vinzenz Meyner dafür, dass ich ein Plakat aus seiner Serie «Im Kopf von F.G» in der Ausstellung zeigen darf.
Nach Salon Fantômas (Porte Leipzig, 2022) und Exposition Fantômas (Kunsthaus Hamburg, 2022) ist Fantômas qui êtes aux Cieux/Sauvez la Poésie der dritte Teil der Ausstellungsreihe.
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