28.08.2020–26.09.2020
To You It's Only Collecting Dust
Clementine Edwards
Jennifer Elser
Andreas Hochuli
Robin Mettler
Anna Oppermann
Rolling thunder, but that's all right with me. I've got my precious little kitsch to carry me through. Smooth edges in my cozy chaos, my portion of savoir vivre.
D
To You It's Only Collecting Dust
Lied:
„Rolling thunder, but that's all right with me. I've got my precious little kitsch to carry me through. Smooth edges in my cozy chaos, my portion of savoir vivre.“
Zettel:
Wie viel Chaos eigentlich und was ist das Angenehmste? In einem Zimmer setzt sich von allen in ihm gelebten Situationen der Staub auf alles, was darin ist. Auch auf dein schönstes Stück. Dein Souvenir.
Robin Mettlers Arbeiten erscheinen wie Sedimente übereinandergeschichteter Dekorations- und Fetischobjekte. Die Formensprache von Pokalen und Vasen, die einen älteren Geschmack von Formen der Repräsentation von Prestige in sich trägt, trifft auf Karbonimitat und Flammenmuster, wie sie im Auto-Tuning verwendet werden.
Und an dem Punkt angelangt, wenn uns ein Gegenstand, sagen wir, er hätte eine Geschichte mit uns, auf einmal zweifelhaft erscheinen würde. Als wüssten wir nicht mehr, ob wir darin zuhause sein könnten.
Anna Oppermanns Ensembles wurden vermehrt von Kritikern mit Altären verglichen. Sie hingegen verwies auf weltlichere Dinge wie Schreibtischoberflächen...
Jemand sagt aber: Meine schön gespitzten Bleistifte neben dem Foto von früher, mein Aschenbecher, der mir besser gefällt, wenn schon ein paar Kippen drin liegen, dieses Auftürmen von Unerledigtem, Halbgelesenem, schöner Erinnertem auf meinem Schreibtisch ist ein Altar. Das Haus, das ich meinen Gedanken baue...
Neben all dem Unzuhause, das mich umgibt.
Etwas wie „Care Management“ von Andreas Hochuli, wie ein klarer Gedanke, was gebraucht würde, etwas Wärme in diese Stube zu bringen: Soft Skills. Und trotz klarer geometrischer Eingrenzung, seltsam verloren, in dem, nur scheinbar, völlig planen Bildgrund. Die Schrift aus der Nähe betrachtet doch wackliger als von Weitem erwartet...
Überhaupt auch: Wenn die Objekte, die wir in Wohnräumen anhäufen, ihre eigenen Geschichten nie ablegen? Nie aufhören, ihre eigene Geschichte zu haben? Uns stur anschweigen mit ihren Geschichten, die wir nicht kennen?
Dann doch lieber auseinandernehmen und neu zusammenbauen wie in Jennifer Elsers skulpturalen Werken. Eine Weltaneignung als rastloses durch die Dinge hindurch Nachhause kommen im Prekären.
Es ist aber nicht nur die heisse Schokolade, die das wohnliche ausmacht, sondern auch dein Blick über die Tasse, zum Sofa, zum Fenster.
Denn letztendlich, wie bei Clementine Edwards, wenn sie gefunde Objekte in Prospekte für andere Produkte einwickelt und mit diesen zu neuen, modellhaften Anordnungen findet, ist es der persönliche Fokus, der den Wert einer Sache ausmacht. Doch wie viel freien Umgang mit den Erzeugnissen der kapitalistischen Maschinerie haben wir tatsächlich?
Man zimmert sich auf jeden Fall irgendwie ein Zuhause. Auf einer Schiffsboie, auf einem Tablar, im wilden Denken, im Duft von...
E
To You It's Only Collecting Dust
Song:
„Rolling thunder, but that‘s all right with me. I‘ve got my precious little kitsch to carry me through. Smooth edges in my cozy chaos, my portion of savoir vivre.“
Scrap of paper:
How much chaos really and what’s the most comfortable?
In a room the dust of all situations lived in it settles on everything that is in it. Even on your nicest piece.
Your souvenir.
Robin Mettler‘s works appear like sediments of decorative and fetish objects layered on top of one another. The formal language of goblets and vases, which carries an older taste of forms of representation of prestige, meets carbon imitation and flame patterns, as they are used in car tuning.
And at the point when an object, let‘s say it has a story with us, suddenly seems dubious. As if we no longer knew whether we could be at home in it.
Anna Oppermann‘s ensembles were increasingly compared by critics with altars. She, on the other hand, referred to more mundane things like desk surfaces ...
But someone says: My nicely sharpened pencils next to the photo from the past, my ashtray, which I like better when there are a few butts in it, this piling up of unfinished businesses, the half-read, the better remembered things on my desk is an altar. The house that I build for my thoughts ...
Next to all the unhomely that surrounds me.
Something like „Care Management“ by Andreas Hochuli, like a clear thought what would be needed to bring some warmth into this living room: soft skills. And despite the clear geometric delimitation, strangely lost in the only seemingly, completely planar background. The writing is more shaky than expected from afar ...
What if the objects we accumulate in living spaces never shed their own stories? Never stop having their own story? To stubbornly say nothing to us with their stories, that we don’t know?
Then rather taking apart and reassembling like Jennifer Elser‘s sculptural works. An appropriation of the world as a restless going through things coming home in the precarious.
But it‘s not just the hot chocolate that makes it cozy, but also your gaze over the cup, to the couch, to the window.
Because ultimately, as with Clementine Edwards, when she wraps found objects in brochures for other products and through them finds new, model-like arrangements, it is the personal focus that defines the value of a thing. But how much freedom do we actually have with the products of the capitalist machinery?
One definitely somehow builds oneself a home. On a ship buoy, on a tray, in wild thinking, in the scent of ...
English translation by Nadine K. Cenoz
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28.08.2020–26.09.2020
To You It's Only Collecting Dust
Clementine Edwards
Jennifer Elser
Andreas Hochuli
Robin Mettler
Anna Oppermann
Rolling thunder, but that's all right with me. I've got my precious little kitsch to carry me through. Smooth edges in my cozy chaos, my portion of savoir vivre.
D
To You It's Only Collecting Dust
Lied:
„Rolling thunder, but that's all right with me. I've got my precious little kitsch to carry me through. Smooth edges in my cozy chaos, my portion of savoir vivre.“
Zettel:
Wie viel Chaos eigentlich und was ist das Angenehmste? In einem Zimmer setzt sich von allen in ihm gelebten Situationen der Staub auf alles, was darin ist. Auch auf dein schönstes Stück. Dein Souvenir.
Robin Mettlers Arbeiten erscheinen wie Sedimente übereinandergeschichteter Dekorations- und Fetischobjekte. Die Formensprache von Pokalen und Vasen, die einen älteren Geschmack von Formen der Repräsentation von Prestige in sich trägt, trifft auf Karbonimitat und Flammenmuster, wie sie im Auto-Tuning verwendet werden.
Und an dem Punkt angelangt, wenn uns ein Gegenstand, sagen wir, er hätte eine Geschichte mit uns, auf einmal zweifelhaft erscheinen würde. Als wüssten wir nicht mehr, ob wir darin zuhause sein könnten.
Anna Oppermanns Ensembles wurden vermehrt von Kritikern mit Altären verglichen. Sie hingegen verwies auf weltlichere Dinge wie Schreibtischoberflächen...
Jemand sagt aber: Meine schön gespitzten Bleistifte neben dem Foto von früher, mein Aschenbecher, der mir besser gefällt, wenn schon ein paar Kippen drin liegen, dieses Auftürmen von Unerledigtem, Halbgelesenem, schöner Erinnertem auf meinem Schreibtisch ist ein Altar. Das Haus, das ich meinen Gedanken baue...
Neben all dem Unzuhause, das mich umgibt.
Etwas wie „Care Management“ von Andreas Hochuli, wie ein klarer Gedanke, was gebraucht würde, etwas Wärme in diese Stube zu bringen: Soft Skills. Und trotz klarer geometrischer Eingrenzung, seltsam verloren, in dem, nur scheinbar, völlig planen Bildgrund. Die Schrift aus der Nähe betrachtet doch wackliger als von Weitem erwartet...
Überhaupt auch: Wenn die Objekte, die wir in Wohnräumen anhäufen, ihre eigenen Geschichten nie ablegen? Nie aufhören, ihre eigene Geschichte zu haben? Uns stur anschweigen mit ihren Geschichten, die wir nicht kennen?
Dann doch lieber auseinandernehmen und neu zusammenbauen wie in Jennifer Elsers skulpturalen Werken. Eine Weltaneignung als rastloses durch die Dinge hindurch Nachhause kommen im Prekären.
Es ist aber nicht nur die heisse Schokolade, die das wohnliche ausmacht, sondern auch dein Blick über die Tasse, zum Sofa, zum Fenster.
Denn letztendlich, wie bei Clementine Edwards, wenn sie gefunde Objekte in Prospekte für andere Produkte einwickelt und mit diesen zu neuen, modellhaften Anordnungen findet, ist es der persönliche Fokus, der den Wert einer Sache ausmacht. Doch wie viel freien Umgang mit den Erzeugnissen der kapitalistischen Maschinerie haben wir tatsächlich?
Man zimmert sich auf jeden Fall irgendwie ein Zuhause. Auf einer Schiffsboie, auf einem Tablar, im wilden Denken, im Duft von...
E
To You It's Only Collecting Dust
Song:
„Rolling thunder, but that‘s all right with me. I‘ve got my precious little kitsch to carry me through. Smooth edges in my cozy chaos, my portion of savoir vivre.“
Scrap of paper:
How much chaos really and what’s the most comfortable?
In a room the dust of all situations lived in it settles on everything that is in it. Even on your nicest piece.
Your souvenir.
Robin Mettler‘s works appear like sediments of decorative and fetish objects layered on top of one another. The formal language of goblets and vases, which carries an older taste of forms of representation of prestige, meets carbon imitation and flame patterns, as they are used in car tuning.
And at the point when an object, let‘s say it has a story with us, suddenly seems dubious. As if we no longer knew whether we could be at home in it.
Anna Oppermann‘s ensembles were increasingly compared by critics with altars. She, on the other hand, referred to more mundane things like desk surfaces ...
But someone says: My nicely sharpened pencils next to the photo from the past, my ashtray, which I like better when there are a few butts in it, this piling up of unfinished businesses, the half-read, the better remembered things on my desk is an altar. The house that I build for my thoughts ...
Next to all the unhomely that surrounds me.
Something like „Care Management“ by Andreas Hochuli, like a clear thought what would be needed to bring some warmth into this living room: soft skills. And despite the clear geometric delimitation, strangely lost in the only seemingly, completely planar background. The writing is more shaky than expected from afar ...
What if the objects we accumulate in living spaces never shed their own stories? Never stop having their own story? To stubbornly say nothing to us with their stories, that we don’t know?
Then rather taking apart and reassembling like Jennifer Elser‘s sculptural works. An appropriation of the world as a restless going through things coming home in the precarious.
But it‘s not just the hot chocolate that makes it cozy, but also your gaze over the cup, to the couch, to the window.
Because ultimately, as with Clementine Edwards, when she wraps found objects in brochures for other products and through them finds new, model-like arrangements, it is the personal focus that defines the value of a thing. But how much freedom do we actually have with the products of the capitalist machinery?
One definitely somehow builds oneself a home. On a ship buoy, on a tray, in wild thinking, in the scent of ...
English translation by Nadine K. Cenoz
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